(24.10.2023 17:00 – 18:30 Uhr)

Die Gestaltung von Praxisphasen ist eine Herausforderung aller Fachdidaktiken. Die AG Fachdidaktik der IGSP unterstützt bei der Bündelung der Kräfte insbesondere aus forschungsmethodischer Sicht. Das Ziel des Treffens ist das Vorstellen verschiedener Forschungsansätze, die in unterschiedlichen Fachdidaktiken zur Forschung über Praxisphasen genutzt werden. Darauf aufbauend können interdisziplinäre Teams zur gemeinsamen Arbeit gegründet werden.

Abstracts:

Objektive Hermeneutik

Prof. Dr. Svantje Schumann Didaktik des Sachunterrichts Pädagogische Hochschule Nordwestschweiz

Wie können Bildungsprozesse im Sachunterricht analysiert werden, sodass spezifische Strukturen reflexiv verstanden, individuell bedeutsame Erkenntnisse über Unterrichtsinteraktionen gewonnen und Handlungsalternativen erdacht werden können? Die Objektive Hermeneutik ist eine Methode, mit der sich Thesen zu Strukturen generieren lassen, wodurch die Reflexion der eigenen Professionalisierung und Entwicklung von Handlungsalternativen angeregt werden kann. Im Beitrag wird die Methode der Objektiven Hermeneutik vorgestellt und anhand von Beispielfällen die Generierung von Strukturhypothesen aufgezeigt. Oevermann, U.; Allert, T.; Konau, E.; Krambeck, J. (1979): Die Methodologie einer „objektiven Hermeneutik“ und ihre allgemeine forschungslogische Bedeutung in den Sozialwissenschaften. In Soeffner, H. G. (Hrsg.), Interpretative Verfahren in den Sozial- und Textwissenschaften. Stuttgart. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 352-434. Oevermann, U. (1996). Konzeptualisierung von Anwendungsmöglichkeiten und praktischen Arbeitsfeldern der objektiven Hermeneutik. Teil A1: Schlüsselbegriffe und -thesen der objektiven Hermeneutik. Unveröffentlichtes Manuskript, März 1996, 37 S. Oevermann, U. (2013). Objektive Hermeneutik als Methodologie der Erfahrungswissenschaften von der sinnstrukturierten Welt. In Langer P., Kühner A. & Schweder P. (Hrsg.) (2013). Reflexive Wissensproduktion. Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialpsychologie. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03112-1_5 Wernet, A. (2006). Hermeneutik – Kasuistik – Fallverstehen. Eine Einführung. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.

Design Based Research

Emanuel Nestler Biologiedidaktik Universität Rostock

Die Fachdidaktische Forschung beforscht Lernsettings in Schule und Hochschule, wo es eine Vielzahl von Einflüssen gibt, die mit klassischen empirischen Methoden in der Fülle nur schwer fassbar sind. Die Design-Based-Research-Methodologie bietet eine Möglichkeit, solche Veranstaltungen zu beforschen und theoretische, empirische und praxisbezogene Erkenntnisse abzuleiten. Neben dem Design des Lernsettings sind das insbesondere auch Designprinzipien, die eine leichtere Übertragbarkeit ermöglichen. Reinmann, G. (2022). Was macht Design-Based Research zu Forschung? Die Debatte um Standards und die vernachlässigte Rolle des Designs. EDeR – Educational Design Research, 6(2), Artikel Article 48, 1-22v. van den Akker, J. (1999). Principles and Methods of Development Research. In J. J. H. den van Akker (Hrsg.), Design approaches and tools in education and training (S. 1–14). Springer Science+Business Media. https://doi.org/10.1007/978-94-011-4255-7_1

Strukturlegepläne

Dr. Kinga Golus Philosophiedidaktik Universität Bielefeld

Wie kann eine fachdidaktische Progression von Lehramtsstudent:innen sichtbar gemacht werden? Eine Methode, die hierfür genutzt werden kann, ist die Erstellung von Strukturlegeplänen (Strukturskizzen) vor und nach einer Praxisphase. Strukturlegetechniken werden sowohl fach- als auch allgemeindidaktisch eingesetzt. So können u.a. subjektive Theorien zum eigenen Fach herausgearbeitet und eine Reflexion der eigenen Professionalisierung kann so angeregt werden. Golus, K. (i.E.): Zum Einsatz von Strukturlegeplänen als Methode einer professionsbezogenen Praxissemesterreflexion im Unterrichtsfach Philosophie. DiMawe – Die Materialwerkstatt. Faix, A.-C., Lütje-Klose, B., Textor, A., & Wild, E. (2020). Strukturlegepläne als hochschuldidaktisches Instrument zur Lehrevaluation und Reflexion Subjektiver Theorien. HLZ – Herausforderung Lehrer*innenbildung, 3 (1), 523–537. https://doi.org/10.4119/hlz-2486

Gesprächsanalyse

Dr. Nina Gregori Deutschdidaktik Pädagogische Hochschule Nordwestschweiz

In der Sprachdidaktik gelten die Gesprächs- und die Interaktionsanalyse als etablierte Forschungsmethoden und werden in der Hochschuldidaktik auf Professionalisierungsebene in Bezug auf Unterrichtsinteraktion sowie in der Lehrpersonenweiterbildung eingesetzt. Die deskriptiv-analytische Perspektive der Gesprächs- und Interaktionsanalyse erlaubt eine Distanzierung zu den Daten sowie das Interaktionshandeln in seinen spezifischen Eigenheiten reflexiv zu verstehen und so individuell bedeutsame Erkenntnisse über Unterrichtsinteraktion zu gewinnen. Im Beitrag wird ein interaktionsanalytisches Verfahren im Rahmen der Berufspraktischen Studien in der einphasigen Lehrpersonenbildung vorgestellt, mit dem auf der Grundlage von Good-Practice-Fällen Wirkungspotenziale von Lehrpersonenhandlungen eruiert werden, welche wiederum als empirisch basierte Reflexionsgegenstände des eigenen Unterrichtshandeln fungieren. Gregori, Nina (i. E.): Wirkungspotenziale von Unterrichtsinteraktion eruieren – zum Einsatz der Interaktionsanalyse in der berufspraktischen Ausbildung. In: k:ON – Kölner Online Journal für Lehrer*innenbildung 7. Sacher, Julia (2021): «wirklich jede Äusserung [ist] bedeutungsvoll». Zur gesprächsanalytisch fundierten Professionalisierung angehender Lehrpersonen. In: Kunz, Alexa M.; Mey, Günther; Raab, Jürgen und Albrecht, Felix (Hrsg.): Qualitativ Forschen als Schlüsselqualifikation. Prämissen – Praktiken – Perspektiven. Weinheim: Beltz Juventa. S. 73–98.

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